Kleine Geschichte der Galerie Seiler

Das Geschäft wurde 1887 vom Heilbronner Vergoldermeister Otto Schifer gegründet. Er hatte sein Handwerk in Wien gelernt und machte sich dann in seiner Heimatstadt mit einer Kunsthandlung selbstständig. Zunächst in der Deutschhofstraße Nr. 11 ansässig, konnte er 1919 das Wohn- und Geschäftshaus Kirchbrunnenstraße Nr. 1 (heute Nr. 11) erwerben. Nach dem Tod Otto Schifers im Jahr 1932 führten seine Ehefrau Elise und die Tochter Ottilie Angstmann das Geschäft weiter. Elise Schifer starb 1941. Am 4. Dezember 1944 wurde das Haus in der Kirchbrunnenstraße vollkommen zerstört. Ottilie Angstmann konnte sich jedoch rechtzeitig aus dem Keller des brennenden Hauses retten. Eingehüllt in einen mit Wasser getränkten Bademantel durchschritt sie, gleich dem Käthchen von Heilbronn, die Flammen und überlebte so die Heilbronner Schreckensnacht. Sie begann nach dem Krieg von neuem mit dem Geschäft, das sie weiterhin Kunsthandlung Otto Schifer nannte. Zunächst befand es sich in einer Art Provisorium in der ehemaligen Moltke-Kaserne, dann in der Gerberstraße und wenig später in der Allee Nr. 9.

Am 1. Februar 1955 wurde der Raum in der Hafenmarktpassage, Gustav-Binder-Str. 8, bezogen, wo sich das Geschäft noch heute befindet. Die sogenannte Hafenmarktpassage, die den Hafenmarkt und den Hafenmarktturm mit der Allee verbindet, war damals die erste Fußgängerzone in Heilbronn. Mit Hafenmarkt ist der früher dort stattfindende Töpfermarkt gemeint, denn ein Topf heißt schwäbisch Hafen.  Dass dort jetzt ein Kinderspielplatz mit einem Schiff und einem Leuchtturm installiert wurde, zeigt das völlige Missverstehen der Verantwortlichen. Der sogenannte Hafenmarktturm ist der letzte Rest der zerstörten Franziskanerkirche. Wo früher das Kirchenschiff war, ist heute die Hafenmarktpassage, die offiziell Gustav-Binder-Straße heißt.

1970 starb Ottilie Angstmann. Ihre Tochter Ruth Seiler geb. Angstmann führte das Geschäft weiter und nannte es ab 1983 Galerie Seiler.

1978 trat ihr Sohn Thomas Seiler mit in das Geschäft ein, nachdem er sein Studium der Biologie an der Universität Hohenheim mit dem Diplom abgeschlossen hatte. Von 1981 - 83 gab es unter seiner Leitung eine zweite Galerie Seiler in Stuttgart, in der in monatlichem Wechsel Kunst der Gegenwart gezeigt wurde. Ein Schwerpunkt waren noch junge Absolventen der Kunstakademie Stuttgart.

Ruth Seiler starb 1994. Seit 1992 leitet Thomas Seiler die Galerie. Durch zahlreiche Ausstellungen gab er ihr neue Impulse. Sein besonderes Interesse gilt heute der Malerei  der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die nicht revolutionär genug war, um in die Kunstgeschichte einzugehen, aber malerisch doch Werke von guter Qualität hervorbrachte. Nach dem Krieg galt sie dann als altmodisch und ist heute vergessen, Kunst einer verlorenen Generation, für die sich niemand mehr interessiert.

Was Einrahmungen betrifft hat wohl niemand  im Großraum Heilbronn so viel Erfahung wie er, hat er doch schon als Kind in den 50er Jahren mit Leistenabschnitten in der Werkstatt gespielt und in den 60ern neben der Schule her indirekt mitbekommen, was eine gute Einrahmung ausmacht und wie man Kunden berät und mit Ihnen umgeht. Heute ist er längst im Rentenalter, hält aber die Galerie immer noch an 4 Tagen in der Woche geöffnet, zumindest so lange es noch geht und er Freude daran hat.